Zu Gast in Augensterns Welt: Sabrina aka StitchTillDawn (Teil 2)

Willkommen zurück ihr Lieben,

hier könnt ihr den zweiten Teil des Blogbeitrags über meine UFOs lesen. Falls ihr den ersten Teil verpasst habt, findet ihr ihn hier: Sabrina aka StitchTillDawn (Teil 1)

Vom Babyquilt, der viel zu schnell genäht wurde

Bei dem zweiten Quilt, den ich euch vorstellen möchte, muss ich gestehen, dass ich eine der wichtigsten Lektionen der vergangenen Jahre aus ihm gelernt habe, aber mich immer noch ein bisschen für ihn schäme. Dieser Quilt war ein Pattern Testing, das ich 2019 zugesagt habe, obwohl ich wusste, dass ich bereits hoffnungslos überlastet war. Ich habe damals Vollzeit gearbeitet, hatte ein zweijähriges Kind zu Hause und zugesagt, noch drei weitere Quiltmuster zu testen.

Wer mich kennt, der weiß, wie heilig mir Deadlines sind. Ich versuche – so gut es geht – immer pünktlich zu liefern. Ein Ziel, das sehr viel schwieriger zu erreichen ist, wenn man ein Kleinkind zu Hause hat, wie ich lernen musste. Kurz und gut: Der Termin kam heran, das Quilt Top war weit entfernt davon, fertig zu sein, aber wirklich cool zu nähen. Es enthält Elemente, die mit Foundation Paper Piecing hergestellt werden, zudem Kurven und Half Square Triangles.

Die Stoff- und Farbauswahl gefällt mir noch heute außergewöhnlich gut. Ich habe hierfür neben Stoffresten auch einige Vintage-Stoffe und alte Stoffservietten verwendet, die mir Freunde aus dem Nachlass ihrer Mutter gespendet haben. Ein Material, mit dem ich für gewöhnlich extra sparsam und sorgfältig umgehe. Die Form in der Mitte des Quilt Tops in dem kräftigen Korallen-Ton habe ich aus den Resten eines handgefärbten Stoffes einer Textilkünstlerin genäht, die ich sehr schätze. Ich habe mit ihren Stoffen immer sehr gerne gearbeitet, aber leider stellt sie diese mittlerweile nicht mehr her, weshalb die wenigen in meinen Bestand noch verfügbaren Stoffreste ganz besonders kostbar für mich sind.

Den Termin wollte ich halten, die Zeit war zu kurz. Also habe ich geschludert. Das Ergebnis: Einige der Spitzen meiner Half Square Triangles sind abgeschnitten. Der Stern in der Mitte etwas ungleichmäßig geraten. Als ich das Top fertig hatte, fotografierte ich es und warf es dann in die euch allen bereits bekannte Schublade, um ja nicht mehr mit meinem Unvermögen konfrontiert zu werden. Jedes Mal, wenn ich das Top sah, ärgerte ich mich über mich selbst und als ich es im Dezember 2020 anlässlich dieses Blogbeitrags wieder aus der Schublade holte, war mir klar, dass ich es entweder reparieren oder entsorgen muss.

Also hatte ich mehrere Abende hintereinander ein Date mit meinem Nahttrenner. Erst wollte ich das Top nur an einigen bestimmten Stellen aufmachen und korrigieren, doch es stellte sich heraus, dass viele Stellen so ungenau genäht waren, dass ich am Ende das gesamte Quilt Top aufgetrennt, in seine Einzelteile zerlegt und anschließend wieder neu zusammengesetzt habe. Das war wirklich Präzisionsarbeit, denn das Patchwork war teilweise so schief und ungenau zusammengesetzt (ich glaube, ich hatte damals noch nicht einmal meine HST begradigt), dass ich sehr genau schauen musste, wo die neuen Nähte verlaufen sollten bzw. überhaupt verlaufen konnten. Natürlich sind mir die einzelnen Teile auch fast in den Händen  zerfallen, da die Nähte durch das Auftrennen wieder aufgingen und sich der Stoff teilweise stark aufgeribbelt hatte.

Vermutlich hätte ich aufgegeben, wenn die Stoffe für mich nicht eine so besondere Bedeutung gehabt hätten und ich euch diesen Quilt nicht hier hätte zeigen wollen. Die Spitzen meiner HST habe ich – soweit es ging – versucht, wieder zu retten. Außerdem habe ich mich dazu entschieden, einen neuen Rand zu nähen, da auch hier die Kombination der Stoffe einer sehr schnellen Entscheidung geschuldet war und ich bis heute nicht richtig zufrieden damit bin. Hier seht ihr das Ergebnis, das jetzt „nur noch“ geheftet und gequiltet werden muss. Ich habe mir fest vorgenommen, den Quilt in den nächsten Wochen fertig zu stellen, also schaut doch einfach bei @stitch_till_dawn vorbei, falls euch das Ergebnis interessiert.

Übrigens habe ich mich seit diesem Erlebnis nie wieder bei der Fertigstellung eines Quilts gehetzt. Viel lieber lebe ich heute damit, eine Deadline nicht einzuhalten, auch wenn es mir schwerfällt, aber ich weiß jetzt, wie unglücklich es mich macht, ein Projekt „unter meinen Fähigkeiten“ fertigzustellen.

Vom Quilt, der plötzlich per Hand gequiltet werden wollte

Als dritten Quilt in der Reihe möchte ich euch ein Quilt Top zeigen, das ich 2020 im Rahmen eines Sew Alongs fertiggestellt habe. Vielleicht ist es auch gar kein richtiges UFO, weil es ja nur ein halbes Jahr in meiner Schublade lag, in jedem Fall aber eine Arbeit, die ich auch nur mit Verzögerung in Angriff genommen habe. Ich habe mich hier erstmals getraut, nur „low volume“-Stoffe zu verwenden und bin mit dem Ergebnis immer noch sehr zufrieden. Das Quilt Top habe ich in der größten Sommerhitze im Juli 2020 fertiggestellt. Hier seht ihr ein Foto in Grünen, mit dem Wald in voller Blüte.

Als ich nach dem Fotoshooting nach Hause kam, war ich aber schlechter Stimmung. Irgendwie war das Quilt Top nicht so geworden, wie ich mir das vorgestellt hatte. Erst im Dezember, als ich alle meine UFOs für diesen Beitrag zusammenkramte, wurde mir klar, woran das lag: Für die grüne Wiese ist dieser Quilt nicht gemacht, dafür aber für Schneelandschaften und kuschelige Momente vor dem Kamin. Für mich ist es der perfekte Winterquilt und das perfekte Winterprojekt. Vor meinem inneren Auge begann sich ein Bild zu formen: Ein Woll-Vlies wäre doch fein, und dazu ein schönes Handquilting! Hals über Kopf habe ich mich in diesen Gedanken verliebt und eine andere Option war nicht mehr denkbar. Allerdings hatte ich noch nie einen kompletten Quilt mit der Hand gequiltet, auch wenn ich es liebe, alle meine Bindings mit der Hand anzunähen.

Mittlerweile ist der Quilt geheftet und ich habe bereits drei Mal (!!!) damit begonnen, die ersten Handquilt-Stiche auszuführen (zuvor habe ich an einem Probestück geübt) und ebenso oft habe ich die Stiche wieder aufgetrennt. Nun allerdings scheine ich eine schöne Garnstärke und ein schönes Muster gefunden zu haben und ein „Work-in-Progress“-Bild seht ihr hier:

Für mich ist dieser Quilt ein tolles Projekt, um abends auf dem Sofa noch etwas zu nähen (oder vielleicht auch als Beschäftigung für meine Hände bei irgendwelchen öden Online-Konferenzen). Ich hoffe auf jeden Fall, dass dieser Quilt bis zum nächsten Winter fertig wird. Dann zeige ich euch ein Foto im Schnee und freue mich, wenn ihr mir dann zustimmt, dass dieser Quilt für den Winter wie gemacht ist.

Seelenwärmer

Das waren meine drei UFOs, die ich euch in meinem Beitrag vorstellen wollte. Vielleicht konnte ich euch dazu inspirieren, nun zum Jahresanfang doch noch einmal das ein oder andere unfertige oder verloren geglaubte Projekt zur Hand zu nehmen und noch etwas Schönes daraus zu machen. Etwas, das euch Freude macht und die Seele wärmt, denn das ist doch das Schönste am kreativ sein.

Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, zunächst noch all die anderen Quilts aus meiner Schublade fertigzustellen, bevor ich neue Projekte beginne. Am Ende gewinne ich damit nämlich nicht nur acht neue Quilts, sondern auch eine leere Schublade, die ich wieder mit neuen Stoffen, Ideen und Projekten füllen kann. 🙂

Alles Gute für euch!

Eure Sabrina

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12 Kommentare

  1. Sabrina, Die Mut ist lobenswert — einen Projekt zu trennen und verbessern. Gut gemacht! Jetzt sieht es spitze aus. Ich bewundere die Mut, über UFOs zu schreiben und zur gleichen Zeit, die zu bearbeiten. Danke für diesen Blog-Beitrag und auch für die Inspiration mit meiner UFOs ein Treffen zu haben!
    Viele Grüße aus Washington State (Seattle)

    1. Liebe Amy, vielen Dank für solche lieben Worte. Ja, es hat mich auch ganz schön viel Mut gekostet. Vor allem das Auftrennen. Es hat sich aber wirklich gelohnt und ich hoffe, ich kann in den kommenden Wochen noch viele UFOs fertigstellen. Liebe Grüße

  2. Wow, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das Auftrennen hatte sich echt gelohnt. Und ich wünschte, ich wäre so konsequent beim UFOs Abarbeiten.
    Danke für diesen Beitrag.
    Liebe Grüße Tina

    1. Liebe Tina, ich freue mich sehr über deine Worte. Und ja, ich finde auch, dass es sich gelohnt hat, aber ich hätte an der ein oder anderen Stelle auch gehofft, dass ich noch mehr rausholen kann, aber der Quilt war leider von vornherein so schlampig zusammengenäht. Naja… Aber jetzt ist er bald fertig und ich freue mich wirklich, jeden Tag daran.

  3. Liebe Sandra,
    ach ich finde es ja so toll, dass du im Vorfeld schon den Gastautorenmonat dazu genutzt hast, deine UFOs wieder in die Hand zu nehmen. So ein Handquiltprojekt stelle ich mir ganz schön aufwändig vor. Die Vorstellung, dich abends mit Nadel und Faden bzw. Garnrolle auf dem Sofa sitzen zu sehen um an dem guten Stück weiterzuarbeiten finde ich richtig nett. Besonders in dieser dunklen Jahreszeit. 🙂
    Ich wünsche dir ganz viel Freude an all deinen kreativen Projekten und sage nochmals Dankeschön für deine Gastbeiträge.
    Herzliche Grüße aus Heidelberg
    Annette

    1. Liebe Annette, vielen Dank an Dich, dass ich auf deinem Blog schreiben durfte. Ja, ich bin gespannt, wie es mit dem Handquilt-Projekt weitergeht. Gibt es denn was Schöneres als unter einen warmen Quilt gekuschelt seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen? 🙂

  4. Also zunächst mal finde ich es bewundernswert, dass du schon im Vorfeld zum Blog-Beitrag an deinen Ufos gearbeitet hast! Da bist du nun schon einen großen Schritt weiter gekommen. Jetzt bin ich gespannt, wie es mit dem Handquilt-Projekt weitergeht… 🙂 Viel Spaß damit!
    Liebe Grüße, Sandra

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